Ein Projekt, das ich seit mehreren Jahren intensiv verfolge, weil es mir am Herzen liegt: Das Verhalten der wunderschönen Raufußhühner in ihrem Habitat zu beobachten und vor allem fotografisch festzuhalten.
Seit geraumer Zeit widme ich mich neben der Fotografie auch dem Filmen intensiver, um den spannenden und dynamischen Balztanz des Birkwildes noch beeindruckender festhalten zu können.

Die Erreichbarkeit der Balzplätze gestaltet sich aufgrund der Jahreszeit, in der die Balz stattfindet, nicht immer einfach.
Die Hauptbalzzeit ist von Anfang April bis Ende Mai, spätestens aber Mitte Juni vorbei. Je nach Witterung kann sich das aber gerne um 2-3 Wochen verschieben. Im April liegt meist noch sehr viel Schnee und der Weg nach oben in die Berge ist oft noch sehr mühsam und kräfteraubend. Die Balzplätze liegen meist im Bereich von 1700 - 1800m Seehöhe.
Unterwegs mit Monika Stadlmann und Wolfgang Hauer - Rucksack mit bis zu 22kg Equipment
Es ist immer ein Kampf mit dem immensen Gewicht, das man als Wildtierfotograf mitschleppen muss. Einen Hauptanteil macht natürlich das Fotoequipment. Auch die Bekleidung im Winter ist nicht zu unterschätzen und die Verpflegung, die nötig ist.
Beim Anstieg habe ich oft noch das Gefühl, es ist wunderbar warm und ich komme sogar ein wenig ins Schwitzen. Bei Minusgraden geht es aber sehr schnell, dass man auskühlt, wenn man dann am Ansitz unter dem Tarnüberwurf sitzt. Hier ist es wirklich nötig, gute Winterkleidung in mehreren Schichten mitzuhaben und nach dem Anstieg überzustreifen. Ansonsten beginnt man spätestens nach 1 Stunde zu frösteln und läuft dann auch Gefahr, Erfrierungen zu erleiden. Dann hätte man nur mehr die Möglichkeit, den Ansitz abzubrechen und den Weg nach unten anzutreten, um sich warmzugehen.

Wie läuft so eine Balz beim Birkwild ab und wie time ich den Zeitpunkt der Hauptbalzzeit richtig
Die richtigen Plätze auszukundschaften ist meist mit enormer Vorarbeit verbunden.
Über Infos von Jagd-, Wander- und Fotokollegen, die mich mit ihren aktuellen Beobachtungen in den Bergen versorgen, bin ich immer wieder dankbar. Diesen gehe ich dann oft nach und inspiziere die Plätze.
Mehrmals stieg ich in den letzten Jahren zu verschiedensten Stellen hinauf, um die Hauptbalzplätze einzugrenzen.
Diese ausfindig zu machen, ist enorm wichtig. Nur damit hat man auch eine relativ gute Chance, anschließend mehrere Hahnen beim Balzgeschehen gut beobachten zu können und auch die Hennen vor der Linse zu haben. Mittlerweile habe ich einige verschiedene Plätze, die jedes Jahr wieder sehr gut vom Birkwild besucht werden.
Der Balzplatz ist meist eine strauchfreie, weitgehend ebene Fläche in der Nähe von Waldrändern. Oft werden diese Flächen durch Lawinenabgänge oder Windwurf geschaffen und das Birkwild nutzt diese offenen Stellen für die Balz. Aber auch die Forst- und Almwirtschaft trägt zum Teil positiv dazu bei.

Der Aufstieg beginnt nicht selten um 2 Uhr morgens oder früher und den inneren Schweinehund muss ich hier jedes Mal überwinden, um überhaupt loszugehen. 60 - 90 Minuten Anstieg, bei Schneelage auch die doppelte Zeit. Ich bin mit Stirnlampe unterwegs und darf nicht trödeln, damit ich pünktlich oben bin.
Der Ansitz muss perfekt vorbereitet sein und spätestens um 4 Uhr muss ich unsichtbar unter dem Tarnüberwurf verschwunden sein.
Das ist die Deadline, denn sehr oft fallen die ersten Hahnen schon um 4.15 Uhr ein. Bin ich zu dieser Zeit noch nicht fertig unter dem Überwurf, so streichen die Hahnen wieder ab und siedeln sich vielleicht ein paar hundert Meter weiter unten an für diesen Morgen. Dann wären die ganzen Mühen des Anstiegs umsonst gewesen.
Ich beobachte das Birkwild nicht aus einem "Schirm" so wie es viele Jagdkollegen praktizieren, sondern aus einem Tarnüberwurf heraus. Damit bin ich flexibler und kann je nach Bedarf die Perspektive auch einmal wechseln. Wenn dann der Ansitzplatz vorbereitet ist, heißt es geduldig warten unter meiner Tarnung. Es ist noch stockdunkel und es herrscht absolute Stille. Der Morgen erwacht langsam und die ersten Ringdrosseln machen sich akustisch bemerkbar. Ein Raufußkauz ruft und ein paar Minuten später fallen auch schon die ersten Hahnen am Balzplatz ein. Oft geschieht dies ganz leise oder aber auch mit lautem Flügelschlag. Und manche marschieren überhaupt zu Fuß zum Platz, weil sie vielleicht in der Nähe übernachtet haben.

Noch ist es zu dunkel, um die Hahnen mit den Augen gut erkennen zu können, ich sehe nur ein paar sich bewegende Schatten. Aber ich höre sie zischen und kullern, nur wenige Meter vor mir - die Balz hat begonnen! Diese beginnt, anders als beim Auerhahn, immer am Boden und nicht auf den Bäumen.
Hier in den Hochalmen treffen sich die "Kleinen Hahnen" zur Arenabalz, messen ihre Kräfte, bestimmen die Rangordnung und werben um die Weibchen. An diesem Morgen ist der Himmel glasklar, übersät mit Sternen und es ist windstill, aber kalt. Perfekte Voraussetzungen für eine intensive Balz.
Langsam geht die Sonne auf, bringt Licht in die Balzarena und ich zähle teilweise bis zu 15 Hahnen.
Es ist Anfang Mai und die Balz ist um diese Zeit an ihrem Höhepunkt. Dass der Birkhahn besonders ruffreudig ist, macht das Spektakel umso interessanter. Sowohl visuell als auch akustisch ein unvergleichbares Erlebnis.
Ein kurzes Video von mir zeigt, wie intensiv die Hahnen ihre Plätze verteidigen und es geht hier teilweise schon sehr rau zu. Dabei versuchen die Hahnen, die Rosen oder den Hals des Mitbewerbers mit ihrem Schnabel zu treffen und ihn damit außer Gefecht zu setzen oder in die Flucht zu schlagen. Sehr oft entstehen dabei üble Verletzungen.
Birkhähne besetzen auf den Balzplätzen kleine Territorien, welche natürlich vehement verteidigt werden, wie wir im Video vorhin gesehen haben.
Der Hahn plustert dabei sein Gefieder auf, spreizt die Stoßfedern weit von sich, wodurch die Sicheln schön zu sehen sind und die Rosen über den Augen schwellen auf ein Maximum an.
Damit demonstriert er seine Stärke und will gleichzeitig bei den Hennen punkten.
Für mich sind die Reviergrenzen der Hähne nicht wirklich erkennbar, aber sie haben ihre Demarkationslinien und verteidigen diese sehr streng.


Ist der erste Schlagabtausch bei den Hahnen vorbei, tauchen irgendwann auch die Hennen am Platz auf und dann steigert sich das Imponiergehabe der Herren nochmals deutlich. Sie geben dann wirklich alles. Die Damen haben im Hintergrund längst ihren dominanten Hahn auserwählt, doch das wissen die Hahnen zu diesem Zeitpunkt noch nicht. DER HAHN HAT JA GENAU GENOMMEN NICHTS ZU BIETEN, ALS SICH SELBST 😄 Die Henne hat ein sehr gutes Gespür und weiß sehr schnell, welcher Hahn das beste Erbgut mit sich trägt und dieser wird dann letztendlich auch zum Zug kommen.
An diesem Platz tauchten oft 12 bis 15 Hahnen auf und dabei zeigten sich maximal 2-3 Hennen gleichzeitig.
Ein Gelege besteht im Durchschnitt aus 8-10 Eiern. Bei jedem Geschlechtsakt wird ein Ei befruchtet, welches innerhalb 24 Stunden von der Henne fertig "produziert" und dann im Nest abgelegt wird. Sie muss daher 8-10 mal am Balzplatz erscheinen. Man kann davon ausgehen, dass es ca. 2 Wochen dauert, bis das Nest dann voll bestückt ist. Erst dann wird mit dem Ausbrüten der Eier begonnen und die Henne zeigt sich nicht mehr am Balzplatz, da sie mit der Brut beschäftigt ist.
Somit werden alle Küken in etwa zeitgleich schlüpfen. Die Brutdauer beträgt 24-28 Tage und es brütet nur die Henne, den Hahn kümmert die Aufzucht der Küken gar nicht.
Bild 2 - Hier sieht man einen etwa einjährigen Birkhahn. Gut zu erkennen an den Schwingen und den oberen Stoßfedern, wo die Färbung des Gefieders noch gesprenkelt ist. Speziell an den Schwingen und Schultern verschwindet die Sprenkelung spätestens ab der zweiten Mauser. Aber auch die Krümmung der Sicheln ist noch nicht so ausgeprägt.


Zwischen 7 und 8 Uhr ist der ganze Zauber meist vorbei. Die Sonne hat sich längst durchgesetzt und das Birkwild bäumt nochmal kurz auf. Die Hahnen hier im Bild sind noch immer im Zwiegespräch und es wird noch ein wenig "sonnen gebalzt" auf den Baumwipfeln.
Die Henne links im Bild beobachtet ziemlich relaxt aus dem Hintergrund das Geschehen, für sie ist der Morgen längst als erledigt eingestuft.
Irgendwann streichen sie alle ab. Den Rest des Tages sieht man sie nur mehr vereinzelt und vorwiegend am Boden zwischen den Sträuchern.
So sieht mein gemütlicher Ansitzplatz mit Tarnüberwurf aus. 3-4 Stunden sitze ich gut eingepackt, beinahe regungslos unter der Hülle und beobachte das Geschehen vor mir. Schnelle, ruckartige Schwenks mit der Kamera vermeide ich, soweit es möglich ist, denn nicht immer steckt das Birkwild diese einfach weg. Sehr oft streichen sie dann auch ab. Du bist Fotograf und möchtest selbst gerne bei einer Birkhahnbalz dabei sein - dann melde Dich für einen Wildlife Fotoworkshop für kommenden Winter an - Info Workshop
Weitere Berichte über die Aufzucht des Gesperres (Kükenaufzucht) und über die Herbstbalz ist am Ende des Jahres geplant.
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