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Der Fischadler im Jagdmodus - Schottland, Juni 2022

Aktualisiert: 1. Apr. 2023

In Schottland arbeitete ich mit einem Ranger zusammen, wo ich schon von Österreich aus den Kontakt gepflegt und alles organisiert habe, um in den Genuß dieser Aufnahmen überhaupt kommen zu können. Hier im Norden von Schottland hielt ich mich für mehrere Tage auf, um die wildlebenden Fischadler in ihrer natürlichen Umgebung beobachten und fotografieren zu können.

Es war ein kleiner, unscheinbarer See inmitten einer kleinen Siedlung, wo die Fischadler jeden Tag ihr Jagdglück versuchten. Sie kamen meist sehr früh in den Morgenstunden, so gegen 04.00 Uhr Morgens. Um 03.00 Uhr hatte mich diese Tage mein Wecker aus dem Schlaf "gelitten" und es war alles andere als einfach, um diese Tageszeit aus dem warmen Schlafsack zu krabbeln.

Auch aus fotografischer Sicht war diese Uhrzeit eine echte Herausforderung, da das Licht noch ziemlich sparsam war um diese Zeit. Ich startete die Fotosession jeden Morgen mit meiner Nikon D5, da diese auch bei schlechten Lichtbedingungen noch sehr gute Resultate liefert.

So gegen 06.00 Uhr morgens kam dann bei zunehmend besserem Licht meine Nikon Z9 zum Einsatz.


Der Fischadler kreist über dem See und hält Ausschau auf Beute.



Der Fischadler ist mit einer Flügelspannweite bis zu 1,70m ein mittelgroßer Greifvogel, der aufgrund seiner meist angewinkelten Schwingen auch sehr oft mit einer Möwe verwechselt wird. Seine Fänge sind sehr kräftig ausgeführt und haben an der Unterseite dornenartige Schuppen, wodurch die Beute besser fixiert werden kann. Auch die äußere Zehe ist sehr speziell ausgeführt. Sie ist eine sogenannte Wendezehe und kann bei Bedarf nach hinten gedreht werden. Der Fischadler hat den glitschigen Fisch dadurch wesentlich besser im Griff.

Schön zu sehen, die Wendezehe. Sie kann je nach Bedarf nach vorne oder nach hinten gedreht werden.


Die Wahl des Objektives war auch nicht immer einfach und ein wenig Glückssache. Normalerweise kam das 500mm Objektiv zum Einsatz. Doch ab und zu war der Fischadler so nahe, das 300mm ausgereicht hätten. Meist fehlte dann aber die Zeit noch schnell umzustecken. Es ging ja teilweise um Sekunden.

Der Beobachtungs-Ansitz war sehr gut versteckt und es gab die Möglichkeit am Ostufer oder am südlichen Ufer des Sees zu sitzen. Die aufgehende Sonne von hinten oder von rechts seitlich kommend.

Sämtliche Bewegungen mit dem Objektiv mussten sehr vorsichtig durchgeführt werden. Speziell in der Annäherungsphase des Fischadlers zum See, den seine messerscharfenAugen nahmen wirklich jede kleinste Bewegung war. War der Fischadler einmal über dem See positioniert, so war absolutes Stille und Bewegungslosigkeit angesagt und dies kostete einiges an Überwindung. Jeder noch so kleinste Schwenk mit der Kamera, wurde mit sofortiger Flucht quittiert. Ein Geduldsspiel, wo ich jedesmal auf Nadeln saß. Einige male ergriff er die Flucht und es dauerte jedesmal mindestens 30-40 Minuten oder länger bis der Fischadler es erneut versuchte, oder vielleicht gar nicht mehr auftauchte.

Über dem See drosselte der Fischadler meist sein Tempo, um nach den Fischen Ausschau zu halten. Hatte er etwas erblickt ging er wie ein Falke in den Rüttelflug über und stand praktisch in der Luft. Damit gewann er Zeit für seine Beobachtungen über dem Wasser. Sobald er dann einen verheißungsvollen Fisch erspäht hatte, stürzte er sich im Stoßflug ins kühle Nass um den Fisch zu schlagen, zu erbeuten.

Tempo gedrosselt, Rüttelflug, Stoßflug - die Reihenfolge dieser Bilder


Im Wasser angekommen, hat er mal mächtig zu tun dabei nicht zu ertrinken. Er taucht bei der Landung meist komplett ins Wasser ein, schüttelt sich dann aus und versucht den Fisch mit seinen Fängen zu sichern. Er ist übrigens der einzige Adler, der bei der Jagd ins Wasser eintaucht. Seine Artgenossen wie z.B. der Seeadler lösen dies eleganter und schnappen sich den Fisch im Flug, ohne das Gefieder dabei nass zu machen. Der Fischadler ist dafür einer der wenigen, welcher mit nassem Gefieder noch flugfähig ist. Die Natur hat ihn kompromisslos mit allem ausgestattet, was er für die Fischjagd benötigt.

Die folgende Bilderserie zeigt, welch Kampf es für den Fischadler selbst war um zu seiner Beute zu kommen, aber auch für die Forelle. Ist der Fisch zu schwer und der Fischadler kann ihn nicht aus dem Wasser heben, so hat er ein Problem. Er leidet nach dem Zugreifen unter dem "Beutekrampf" und kann für eine kurze Zeit die Fänge nicht mehr öffnen. Das Gewicht des Fisches kann ihm dabei das Leben schwer machen, kostet ganz viel Energie und vielleicht sogar sein eigenes Leben. Beide sind teil des Naturkreislaufes und der Fischadler ist hier natürlich klar im Vorteil, er ist am Ende der Nahrungskette. Aber eine Spielwiese ist es trotzdem auch für Ihn nicht.

Gejagt haben an diesen Tagen nur die männlichen Fischadler, die Tercel. Diese versorgten die Weibchen und auch die Brut mit ihren Fischen. Die Weibchen selbst waren mit der Brutpflege beschäftigt. Erst wenn die Jungvögel ausgeflogen sind, werden sich auch die Weibchen wieder an der Jagd beteiligen. Dabei lernen dann auch die jungen Fischadler das Jagen. Das wird so um mitte bis Ende Juli sein. Ende August brechen die Alt- und Jungvögel in den Süden auf. Der Fischadler ist ein Zugvogel und sein Winterstandort ist südlich der Sahara in Afrika. Ein sehr langer Weg, speziell für die Jungvögel.

Vier Tage verbrachte ich bei den Fischadlern. Ein beeindruckendes und unvergessliches Erlebnis!! Es entstanden dabei über 5000 Bilder und die Kunst des Löschens ist mindestens genauso schwierig, als das Foto selbst zu schießen.

In diesen Tagen ist mir aber auch wieder mal klar geworden, wie abhängig wir Individien voneinander sind. Alles ist ein gemeinsames Ganzes und keiner kann ohne den anderen existieren, das sollten wir uns immer vor Augen halten. Es ist für mich ein ganz tolles Geschenk daran teilhaben zu dürfen. Mit meinen Bildern kann ich euch nur einen Hauch davon vermitteln, wie perfekt und durchdacht die Natur jedes einzelne Lebewesen erschaffen hat.

Noch mehr Bilder von den Fischadlern gibt es hier

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